Hartz IV-Empfänger, der Abfall der Nation

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HARTZ IV-EMPFÄNGER KLAGEN AN

Schikane im Jobcenter

29.03.2012 — 19:40 Uhr

¥

Von

GUIDO ROSEMANN

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¥Fachwirt Gesundheitswesen
In 25 Tagen zum IHK-Abschluss Kursstart in Frankfurt 12.08.2012
www.schneller-schlau.de

Deutschland erlebt ein Jobwunder. Doch an vielen Menschen geht der Boom vorbei. Langzeitarbeitslose sind die Stammgäste in den Jobcentern. Und viele klagen darüber, dass sie dort schlecht behandelt werden, fühlen sich unverstanden.

Sinnlose Weiterbildungen, Ausbeuterjobs, Bewerbungstraining bis zum Exzess: Das Buch „Gehirnwäsche Arbeitsamt" von Torsten Montag (Books on Demand, 8,90 Euro) schildert jetzt in 77 Fällen, was sie dort Tag für Tag über sich ergehen lassen müssen.

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Tatsächlich hat Arbeitslosigkeit nur selten etwas mit Faulheit zu tun. Der überwiegende Teil der Erwerbslosen möchte so schnell wie möglich wieder in Lohn und Brot kommen.

Doch wer auf die Kosten der Gemeinschaft lebt, hat keine große Lobby. Häufig sind Erwerbslose mit Unverständnis konfrontiert – und mit Kommentaren wie: „Dann geh' halt arbeiten."

Autor Torsten Montag sagt: „Klar wollen die Menschen arbeiten. Aber die Jobcenter, welche eigentlich Hilfestellung geben sollen, legen den Arbeitslosen Steine in den Weg. Das ist einfach so.“

Montag betreibt das Internetportal „Arbeitslosengeld-2.de", sammelt dort Berichte von Arbeitslosen, von denen er jetzt die spektakulärsten in seinem Buch veröffentlicht hat.

BILD.de veröffentlicht Auszüge:

SCHIKANE IM JOBCENTER

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BETROFFENE PACKEN AUS

Ich kam als gelernte Bürokauffrau frisch aus der Ausbildung und wurde von meiner Firma leider nicht übernommen. Ich meldete mich arbeitslos, die Arbeitsagentur war der Meinung, dass ich eine Fortbildung machen sollte. Ich fand die Idee sehr gut, leider wurde mir aber eine Maßnahme vorgeschlagen, die ich überhaupt nicht brauchen konnte: Ein Grundkurs am Computer, Einführung in Excel und Word. Genau das hatte ich ja gerade in meiner Ausbildung gelernt! Ich meinte, dass ein Kurs zur Fremdsprachenkorrespondentin viel sinnvoller wäre. Darauf hieß es nur, die Aufnahmeprüfung würde ich wegen meiner befriedigenden Englischnote sowieso nicht schaffen. Erst nach langem Drängen durfte ich mich dort vorstellen und wurde sofort angenommen! Meine Prüfung habe ich nach einem Jahr mit Auszeichnung bestanden...

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  „Ich kam als gelernte Bürokauffrau frisch aus der Ausbildung und wurde von meiner Firma leider nicht übernommen. Ich meldete mich arbeitslos, die Arbeitsagentur war der Meinung, dass ich eine Fortbildung machen sollte. Ich fand die Idee sehr gut, leider wurde mir aber eine Maßnahme vorgeschlagen, die ich überhaupt nicht brauchen konnte: Ein Grundkurs am Computer, Einführung in Excel und Word. Genau das hatte ich ja gerade in meiner Ausbildung gelernt! Ich meinte, dass ein Kurs zur Fremdsprachenkorrespondentin viel sinnvoller wäre. Darauf hieß es nur, die Aufnahmeprüfung würde ich wegen meiner befriedigenden Englischnote sowieso nicht schaffen. Erst nach langem Drängen durfte ich mich dort vorstellen und wurde sofort angenommen! Meine Prüfung habe ich nach einem Jahr mit Auszeichnung bestanden...“     „Prüfe, wer zusammenzieht! Ich bin als Selbstständige gescheitert und landete sofort bei Hartz IV. Nach ein paar Monaten bin ich mit meinem Freund zusammengezogen, der 2000 Euro brutto im Monat verdient. Somit wurde mir Arbeitslosengeld II komplett gestrichen, da ich nun in einer Bedarfsgemeinschaft lebte und mein Freund für mich aufkommen sollte. Ich war nicht mal mehr krankenversichert, musste den Pflichtbeitrag bei meiner Krankenkasse zahlen, obwohl ich keinen Cent verdient habe. Das hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe beim Amt noch mal nachgefragt. Es hieß, ich würde mein Geld wiederbekommen, wenn mein Freund auch arbeitslos wäre. Sehr motivierend. Gott sei Dank habe ich drei Monate später wieder Arbeit gefunden.“     „Es gab mal Zeiten, da war die Gesellschaft an allem schuld, was immer dem Einzelnen geschah. Das war sicherlich übertrieben. Heute scheint es mir genau umgekehrt zu sein, so, als würde alle Schuld auf den Einzelnen übertragen. Du hast keine Arbeit, lebst von Hartz IV? Du bemühst dich nicht genug, du bist faul und hast keine Lust zu arbeiten... Das TV pickt sich spektakuläre Fälle heraus, in denen das tatsächlich zutrifft und ganz viele Leute denken: Genauso ist es, genauso sind alle Hartz IV-Empfänger. Ich arbeite derzeit neben Hartz IV als Kurierfahrer, Chance auf eine mögliche Umwandlung in eine Vollzeitstelle = 0. Ständig schreibe ich Bewerbungen, bemühe mich und dennoch habe ich bei meinem Arbeitsberater das Gefühl, bei einem Verhör zu sein, so als stünde ich an der Anklagebank.“     „Die ständigen Bewerbungstrainings bringen nichts. Die Trainer dieser Aktionen waren vielleicht in ihrem früheren Leben Postangestellte oder Mitarbeiter des Finanzamtes, also Menschen mit einem denkbar schlechten Ruf, was Service und Dienstleistung angeht... Für die Trainer ist die Sache klar: Wenn man keine Arbeit hat, dann liegt das nicht am Alter oder der Qualifikation, nein, Schuld an der Arbeitslosigkeit ist immer die falsche Bewerbung. Eine richtige Bewerbung ist das Nonplusultra. Wer das nicht beherrscht, wird es nie zu etwas bringen. Das wird gebetsmühlenartig wiederholt – wochenlang.“     „Ich bin 54 und habe 30 Jahre als Krankenschwester gearbeitet. Jetzt geht es nicht mehr, Rücken und Gelenke sind abgenutzt, ich leide unter Schmerzen. Dass ich in meinem Beruf körperlich nicht mehr belastbar bin, interessiert niemanden. Die Rentenanstalt schreibt, dass ich als Pflegekraft immer noch arbeiten kann, also muss ich, egal was. Das Arbeitsamt lehnt ein weiteres medizinisches Gutachten ab. Ich bitte um Weiterbildungsmöglichkeiten, Umschulung usw. Wird abgelehnt. Dies sei Sache des Rententrägers. Ein Amt schiebt es auf das andere. Da ich Büroerfahrung habe, bitte ich um Vermittlung in diese Richtung. Wird ebenfalls abgelehnt, ich sei nicht qualifiziert. Ich möchte ja arbeiten, aber in diesem Beruf kann ich es nicht mehr. Niemand hat beim Amt Verständnis für meine Situation, im Gegenteil: Ich bekomme eine Vollzeitstelle auf einer Intensivstation angeboten. Einmal Krankenschwester, immer Krankenschwester.“     „Ich machte einen Existenzgründungskurs, begleitet von Anwälten, Unternehmensberatern, Marketingexperten und anderen klugen Köpfen. Am Ende wurde die Tragfähigkeit meines Businessplans bescheinigt, mein Projekt wurde hochgelobt und es wurde empfohlen ein Darlehen zu geben. Nach drei Monaten war ich pleite, das Konzept gescheitert. Ich hatte mich zu sehr auf die Experten verlassen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass Existenzgründungsberater dicke Prämien kassieren, wenn sich Teilnehmer aus dem Kurs anschließend tatsächlich selbstständig machen. Genau deshalb werden mit Absicht unrealistische Businesspläne abgesegnet.“     „Ich wurde arbeitslos und habe mich dann, noch während ich ALG I bezog, mit einem Secondhand-Laden selbstständig gemacht. Geschäftsräume und Waren hatte ich schon, zusätzlich beantragte ich beim Arbeitsamt Unterstützung, denn Existenzgründer haben ja Anspruch auf Förderung. Schließlich kam ein Prüfer in meinen Laden, der entscheiden sollte, ob mein Vorhaben unterstützt werden sollte. Obwohl ich schon erste Verträge mit Kommittenten vorweisen konnte und der Businessplan vorlag, wollte er gar keine Unterlagen sehen. Er hatte sein Urteil schon beim Betreten des Ladens gefällt. Das Ergebnis erfuhr ich erst später im Amt. Keine Chance hatte der Spezialist entschieden. Und das hieß für mich: Kein Geld und keine Unterstützung für mein Geschäft. Meinen Laden habe ich aber immer noch.“     „Ich sollte eine Weiterbildung machen, wobei es hier weniger um 'weiter' von Weiterkommen und um 'Bildung' ging, eher um 'wir packen dich jetzt mal da rein, dann bist du aus der offiziellen Statistik raus'. Ich landete schließlich in der Jobfactory, was nicht wirklich eine Weiterbildungsmaßnahme darstellt – oder ich definiere diesen Begriff einfach anders... Ja zugegeben, es gibt Menschen, die wissen nicht einmal, wie ein PC eingeschaltet wird. Für diese Menschen war die Maßnahme sicherlich ein kleiner Fortschritt (allerdings keiner zu einer Beschäftigung). Alle anderen haben sich gefragt, was sie da überhaupt tun.“  


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Torsten Montag: „Gehirnwäsche Arbeitsamt", Books on Demand, 77 Fälle, 8,90 Euro

Foto: Books on Demand GmbH




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Geprüft hat Torsten Montag die Berichte vor der Veröffentlichung nicht. Doch er ist sich seiner Sache sicher: „Ich habe jahrelang als Berater für Existenzgründer gearbeitet und hatte oft mit Langzeitarbeitslosen zu tun." Deren Berichte würde sich immer wieder gleichen. Montag: „Die Leute denken sich so etwas ja nicht massenhaft aus.“

Die Mitarbeiter auf den Ämtern sind nach Ansicht von Torsten Montag oft abgestumpft und neigen dazu, alle über einen Kamm zu scheren: „Das ist ja auch menschlich, die Berater haben einen wirklich harten Job.“

Schikane passiere meist nicht mit Vorsatz, sondern weil die Mitarbeiter überlastet sind oder es tatsächlich mit schwierigen Fällen zu tun haben.

Sie möchten auch einen Fall schildern? Oder haben Verbesserungsvorschläge für die Betreuung von Arbeitslosen? Auf der Webseite von Torsten Montag ist das hier kostenlos und anonym möglich.

Ich habe die Überschrift so gewählt, weil die Hartz IV-Empfänger auch teilweise so behandelt werden. Alleine die Überheblichkeit mancher Mitarbeiter der sogenannten Job-Center ist schon unter aller Sau. Anders kann man das hier nicht ausdrücken. Teilweise ist deren Horizont so eingeschränkt, das man diesen schon als Biotop ausweisen könnte.

Alleine die Prozesskosten die hier verbraten werden und über deren Zeiträume die Prozesse sich erstrecken ist nicht nur unzumutbar, sondern schlicht und einfach pervers.

Zumal die meisten Prozesse der Jobcenter verloren gehen. Schlimmer noch, die Hartz IV - Empfänger aus Frust oder Angst aufgeben oder versterben, oder zum Schluss auch noch Kosten aufgebrummt bekommen.

Dazu hier ein wahrer Fall.

Ein Mann brauchte lebensnotwendige Medikamente. Die monatlichen Kosten hierfür in Höhe von 39,00 € wollte das Job-Center oder Neue Wege nicht übernehmen.

Der Mann reichte Klage ein und der Irrsinn begann. Nach einer Dauer von ca. 4 Jahren wurde dann festgestellt, dass die Medikamente  doch übernommen werden müssen.

Als Dank bekam dann der Mann der ja nicht im Unrecht war noch die Anwaltskosten aufgebrummt, obwohl er Recht bekommen hatte.

Beim gleichen Job-center hatte aber ein Mitarbeiter  ca. 600.000,00 €  in die eigene Tasche geschaufelt. Über einen Prozess, Bestrafung oder gar einen Rausschmiss aus der Firma hat man nie etwas erfahren oder gelesen.

Weitere Tatsachen werde ich weiterhin hier aufzeichnen.